Was kosten Stoffwindeln?

Stoffwindeln sind teuer und lohnen sich nicht!“

Diese Aussage ist weit verbreitet und hält viele frischgebackene Eltern vom Wickeln mit Stoff ab. Es wird von vielen hunderten Euros an Investitionskosten gesprochen, was – verständlicherweise – abschreckt.

Doch was ist dran an dieser Aussage?

Achtung, Spoiler: nichts!

Wegwerfwindeln: Bares Geld landet im Müll

Werfen wir zunächst einen Blick darauf, was Wegwerfwindeln über die gesamte Wickelzeit von 2,5 Jahren, die ein Kind durchschnittlich benötigt, um trocken zu werden, kosten. Im Schnitt werden rund 5000 Wegwerfwindeln benötigt, die je nach Marke insgesamt ca. 1500 € kosten.  Das ist eine immense Summe. Hinzu kommen nicht unbeachtliche Müllgebühren. Ein weiterer Punkt, der immer wieder vergessen wird: das investierte Geld wandert sprichwörtlich in den Müll, schließlich können gebrauchte Wegwerfwindeln weder wiederverwendet noch verkauft werden.

Wie sieht es im Vergleich dazu mit Stoffwindeln aus?

Kosten für Stoffwindeln sind abhängig vom System

Vorab: es gibt nicht das eine System an Stoffwindeln, daher muss diese Frage sehr differenziert betrachtet werden. Grundsätzlich gilt: Für eine Komplettausstattung, bei welcher alle drei Tage gewaschen wird, werden ca. 24 Windeln benötigt.

Das kostspieligste Stoffwindelsystem ist das der All-in-Ones (AIOs). Hier ist die Überhose mit dem Saugmaterial vernäht, weshalb jede Windel nach dem Tragen in der Wäsche landet. Bei Anschaffungskosten von ca. 30€ pro Windel kann von einer Gesamtinvestition von 720€ ausgegangen werden. Wasser- und Stromkosten fürs Waschen belaufen sich während der gesamten Wickelzeit auf ungefähr 150€, womit die Kosten für eine Komplettausstattung an AIOs rund 870€ betragen. Durch die Verwendung einer strom- und wassersparenden Waschmaschine sowie ökologischem Waschmittel können diese Kosten noch weiter nach unten gedrückt werden. Folglich liegt die Ersparnis selbst beim teuersten System von Stoffwindeln im Vergleich zu Wegwerfwindeln noch immer bei weit mehr als 600€.

Das günstigste Stoffwindelsystem besteht aus Überhosen und Einlagen. Für die Gesamtausstattung von 24 Windeln werden 6-8 PUL Überhosen oder 4-6 Wollüberhosen sowie 24 Einlagen benötigt. Die Kosten für Überhosen belaufen sich auf rund 150€. Wenn Mullwindeln als Saugmaterial verwendet werden, belaufen sich die Kosten pro Stück bei nur 2€. Oftmals sind Mullwindeln als sog. „Spucktücher“ im Haushalt aber eh schon vorhanden und müssen gar nicht mehr angeschafft werden. Somit liegen wir bei diesem System bei unter 200€ Anschaffungskosten für die gesamte Wickelzeit. Rechnen wir die 150€ Wasser- und Stromkosten dazu, sind wir unterm Strich bei 300€. Das sind weit über 1000€ Ersparnis im Vergleich zu Wegwerfwindeln!

Lukratives Wickeln ab dem ersten Kind

Das Wickeln mit Stoff lohnt sich also bereits beim ersten Kind. Richtig lukrativ wird es beim zweiten (oder dritten, oder vierten, …) Kind. Hier können tausende Euros gespart werden! Soll noch weniger Geld investiert werden, können die Stoffwindeln secondhand gekauft und/oder am Ende der Wickelzeit verkauft werden. So wird nicht nur bares Geld gespart, sondern auch die Umwelt und die Ressourcen geschont.

Um Fehlkäufe und somit unnötige Kosten zu vermeiden, kann zu Beginn auch auf Mietpakete zurückgegriffen werden, um schnell das System zu finden, das zu den individuellen Bedürfnissen passt.

Woher kommt also die Annahme, dass das Wickeln mit Stoff so teuer ist?

Stoffwindeln als Investition

Wegwerfwindeln werden in aller Regel nicht alle auf einmal, sondern verteilt über mehrere Jahre kontinuierlich gekauft. Somit fallen die enormen Kosten nicht so sehr auf und es entsteht der Irrglaube, dass es sich um eine günstige Art zu wickeln handelt. Bei Stoffwindeln hingegen werden die Anschaffungskosten auf einmal getätigt, wodurch das Gefühl entsteht, sie seien sehr kostspielig. Die Kosten für die Anschaffung eines Stoffwindelsystems sollten jedoch als Investition gesehen werden, die sich im Laufe der Wickelzeit deutlich auszahlt. So wird schnell ersichtlich, dass das Wickeln mit Stoff mit Abstand die kostengünstigste Möglichkeit ist zu wickeln, sogar bei Benutzung des teuersten Systems und selbst bei einem späten Einstieg in die Stoffwindelwelt.